Von Ursula Holtgrewe
Kühe zermalmen Futter. Einige Meter weiter lodern Flammen aus der offenen Feuerstelle auf der Diele, wo die Bäuerin im Spülstein abwäscht. So mag es einst im niedersächsischen Hallenhaus in der Hollager Barlage zugegangen sein. Das im Jahr 1656 errichtete Gebäude, gibt es heute noch: Es ist der Hollager Hof an der Uhlandstraße. Er wird in diesem Jahr 350 Jahre alt wird. Den Auftakt der Veranstaltungsreihe anlässlich des Jubiläums ist der Lichtbilder-Vortrag „Das Leben in einem Bauernhaus des 17. Jahrhunderts“ von Dr. Ernst-Helmut Segschneider. Acht Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges entstand das knapp 200 Quadratmeter große Niedersachsenhaus in Zweiständerbauweise.
Das Dach wird von den beiden inneren Holzpfostenreihen getragen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Josef Pott zur Architektur des ältesten Hollager Hauses. In dem sogenannten Einhaus lebten Menschen und Tiere nebeneinander unter einem Dach. Pott gründete am 26. April 1990 mit acht Gleichgesinnten – heute gibt es 230 Mitglieder – den Förderverein Heimathaus Hollager Hof mit dem Ziel, das älteste Hollager Gebäude wieder zu errichten und mit kulturellem Leben zu füllen. Die Männer der ersten Stunde sind Heinz Tegeler, Prof. Hans Kohstall, Siegfried Wulftange, Johannes Otte, Josef Thöle, Heinrich Maßbaum, Dieter Barlag und Heinrich Sandmann.
„Wir kennen es als Altenteil“, berichtet Pott über den Fachwerkbau, der bis zum Jahr 1971 in unmittelbarer Nähe des Hofes Gers-Barlag stand. Vor 35 Jahren wurden die Balken unter sachkundiger Leitung von Studiendirektor und langjährigem Vorsitzenden des Kreisheimatbundes Kaspar Müller nummeriert, abgetragen und beim Bauhof in Lechtingen eingelagert.
Insgesamt erging es 17 alten Häusern in der Region so. Sie sollten um die Wallenhorster St.-Alexanderkirche als historisches Dorf wieder aufgebaut werden, doch das Vorhaben ist gescheitert„, blickt Josef Pott zurück. Die Akteure indes drangen darauf, „ihren“ Hollager Hof in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Nach einiger Suche fand sich ein geeignetes Grundstück an der Hollager Uhlandstraße. Mithilfe von Müller und Unterstützung des Architekten Werner Krabbe begann im Jahr 1991 eine fünfjährige Bauphase, in der das Haus aus dem Dornröschenschlaf erwachte.
12 Vereinsmitglieder bewiesen in 7000 Arbeitsstunden handwerkliches Geschick. Von den Baukosten in Höhe von 800 000 D-Mark trug die Gemeinde beachtliche 400 000 Mark. Die Restfinanzierung gelang dem Verein unter anderem durch Mittel vom Landkreis Osnabrück, der Klosterkammer Hannover, der heimischen Wirtschaft und mit eigener Kreditaufnahme. Maßstabsgetreu erhielten die 300 Jahre alten Holzpfosten ihren Platz und wurden mit mehr als 1000 Pluggen (Holznägeln) fixiert. Beim Ausbau nutzten die Akteure allerdings aktuelle Standards, auch um Heizkosten zu sparen.
Weiterhin entstand in einem ehemaligen Schlafraum das Treppenhaus zu neu konzipierten oberen Räumen. In der einstigen Mägdekammer sind nun die Toiletten. Einen Keller hatte der Hof auch nicht. Aber es gibt die Muschelkalksteinmauer, und die Dachpfannen sind mit Docken aus Stroh unterfüttert, so wie es früher war“, erklärt Josef Pott. Im Jahr 1996 war das Haus soweit fertiggestellt, dass der Verein sein erstes – noch kleines – Kulturprogramm auflegte. Er stelle Porzellanmalerei vor und Bilder aus. Im November 1996 gab es den ersten plattdeutschen Abend – De Plattdütsken van’n Holger Hof gehören längst zu den Institutionen, die das Haus regelmäßig mit Leben füllen.
Als sich das Heimathaus im Jahr 1998 ein wenig etabliert hatte, lockte die erste Großveranstaltung die Bevölkerung zu dem Fachwerkkleinod: ein historischer Handwerkermarkt. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten ist eine Wiederholung am vierten Juniwochenende vorgesehen.