- Auflage des plattdeutschen Abends im Heimathaus Hollager Hof
jod WALLENHORST
,,De Bolger Kinners“, die Kinder aus dem Hollager Ortsteil Barlage, haben das Rad neu erfunden. Genauer gesagt, sie haben sich ausgedacht, wie die Erfindung wohl vonstatten gegangen sein konnte, damals, vor 6000 Jahren. Und das auf Platt. Jonas Sandmann, Hannah Sandmann und Markus Bockholt markierten mit ihren selbst geschriebenen Text den heiteren Auftakt zur 17. Auflage des plattdeutschen Abends im Heimathaus Hollager Hof.
Ein Jahr lang war die plattdeutsche Gruppe um die frühere Schulleiterin Leni Dierker wieder fleissig gewesen, um plattdeutsche Texte auszuwählen oder selber zu verfassen und daraus ein rundes Programm zu stricken. Der erste Teil stand unter dem Motto ,,Föehrden is biäter os Loupen“ (Fahren ist besser als Laufen). Er enthielt einen bunten Strauß lustiger Geschichten rund um die gängigen, Fortbewegungshilfen, vom Bobbycar über den Roller zum Fahrrad (,,Flitzepee“), von der Helmpflicht auf dem Motorrad, die Opa Bollmann zu umgehen sucht, und den Tücken der ,,Füehrerschienprüfung“ bis hin zu ersten Erlebnissen mit Personenaufzug und Sessellift.
Die Gäste im wieder einmal bis auf den letzten Platz ausverkauften Heimathaus waren nicht nur zum ,,Toulustern“ (Zuhören) gekommen, sondern durften auch ,,all tohaupe“ (alle Zusammen) mitsingen. So stimmte Hubert Hagedorn auf dem ,,Trekkebüdel“ (Ziehharmonika) etwa das ,,Radpädkes Leed“ an, zur Melodie von ,,Ja, wir sind mit’m Radel da“, oder ,,Haug up den gäilen Wagen“ (Hoch auf dem gelben Wagen). Und natürlich das von der unvergessenen Anna Sandmann getextete ,,Heimathusleed“, diesmal sogar alle sieben Strophen. Damit wurde der in diesem Jahr Verstorbenen Großmutter eines Großteils der oben erwähnten ,,Bolger Kinners“ Ehre erwiesen.
Wie das nun mit der Raderfindung ablief, muss noch kurz weitererzählt werden. Wie gesagt, so vor etwa 6000 Jahren ist Kartoffelbauer ,,Günni“ die ,,Plakkerigge met düsse schwoeren Katuffelsäcke“ gründlich leid. Sein Nachbar kann das nachempfinden: ,,Do seggs du wat! Dat geiht mi auk sau, mien Rüggen döet mi weeih!“ Und dabei hebt der ,,Nauber“ alias Markus Bockholt die schwere Runkelrübe an, die vor ihm auf dem Tisch liegt. Plötzlich kommt Giinni alias Jonas Sandmann mit dem Kartoffelsack auf dem Rücken ins Straucheln und fällt hintenüber. Der Sack platzt auf, und Günni rollt auf den Kartoffeln ein paar Meter den Abhang hinunter. Das bringt Günni auf eine Idee Nach einigen Fehlschlägen hat er schließlich die erste ,,Schuufkoarden“ (Schubkarre) erfunden, mit einem Baumstammabschnitt als Rad. Fortan schaffen Günni und sein Nachbar die Kartoffeln und Runkeln mit der Karre heim und können ihren Rücken schonen.
Das Besondere an der Hollager Plattdeutsch-Gruppe ist, dass sie drei Generationen an Mitwirkenden umfasst und sich so um ihr Fortbestehen keine Sorgen machen muss. Die Auftritte der Kinder, neben den drei Erwähnten auch Manuel Bockholt, Ole Sandmann und Konrad Sandmann, werden vom Publikum stets mit einem besonders herzlichen Beifall belohnt. Aber auch die älteren ,,P1attdütsken van’ n Holger Hoff“ Anni Pott, Dieter Hübner, Erna Richter, Franz Menkhaus, Christian Sandmann, Siegfried Wulftange und Anni Tepe landen mit ihren schwungvoll vorgetragenen Geschichten zahlreiche Volltreffer bei den ,,Touhörers“.
Quelle: NOZ vom 14.11.2012