Hellermann rezitiert Rilke im Hollage Hof
jds WALLENHORST.
„Keiner schwallt so schön wie Rainer“, sagte jemand über Rilke. „Vor allem über Themen, von denen er kaum Ahnung hat.“ Wohl auch deshalb legte Ludger Hellermann beim literarischen Abend im Hollager Hof sein Hauptaugenmerk auf diesen Lyriker. Und dass er nur deutsches Kulturgut präsentierte, war für den erklärten Widersacher von Anglizismen ohne hin klar.
Wörter, die das Rechtschreibprogramm als unbekannt anprangert: Das muss Rilke sein. Einfache Texte mit Schwung und Gelenkigkeit waren sein Metier. Von diesen kannte Hellermann zweifelsohne einige. Dazu Unbekanntes aus dem Leben des Schreibers, dessen rote Rosen noch röter sind als andere.
„Rainer Maria Rilke verzeichnet heutzutage wieder Riesenerfolge“, so der Rezitator. Derselbe Rilke, dem manche nachsagen, bei adligen Damen seine Wehwehchen kultiviert zu haben. Diejenigen sind immerhin nicht jene, die aufgrund des weiblichen Namensteiles glaubten, es mit einer Frau zu tun zu haben.
„Schwere Kost“ befand das Publikum hierzu, „aber wunderschön.“
Besinnlicher und flotter ging es danach zur Sache. Da machte sich Hellermann an weihnachtliche Reime. Viele davon waren dem Zuhörer schon einmal zu Ohren gekommen. Vor allem Ringelnatz, der mit ganz speziellen, teils skurrilen Gedichten den Leser fängt, stellte sich dabei als Liebling des Protagonisten heraus. Ferner ging es um solche, die „wohl tätig, aber nicht wohltätig“ seien, und Männer, denen beim Weihnachtsgang von Frauen der Marsch geblasen werde.
Der für seine kräftige Stimme bekannte Ludger Hellermann zeigte eine erfrischende Darbietung. Weder ließ er sich den kleinen Seitenhieb auf die Wirrungen des Osnabrücker Akzents nehmen, welcher Vokalen ihren Klang raubt, noch scheute er vor der Benutzung seiner Gitarre zurück. Selbstverständlich nur, um das Publikum am Einschlafen zu hindern, wie er selbst herausstellte.
Quelle: Noz 12.2007