Im Kerker des Bennoturmes

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Natürlich kennt man das Bad Iburger Schloss am Ausläufer des Teutoburger Waldes, insbesondere wenn man in Osnabrück oder im Landkreis aufgewachsen ist. Speziell für Kenntnisse über die geschichtlichen Hintergründe und über die damit verbundenen handelnden Personen ist eine Nachhilfestunde im Rahmen einer geführten Besichtigung immer gut. Genau das haben sich knapp 30 Teilnehmer vom Hollager Hof – angereist per Bus – heute in Bad Iburg reingezogen.

Zunächst muss erst einmal der Schlossberg zu Fuß erklommen werden, denn der Bus fährt nun mal nicht bis vor das Schlosstor. Genau genommen handelt es sich aber um zwei Gebäudekomplexe, die Residenz der Osnabrücker Fürstbischöfe und ein Benediktinerkloster aus dem Jahre 1080. Die Anfänge der Burg, Basis der späteren Residenz, datieren auf das Jahr 1070.

Wir teilen uns in zwei geführte Gruppen auf und erfahren vieles über die Entstehungsgeschichte der Gebäude, die Menschen, die hier lebten und sich auch bekämpften, den 30-jährigen Krieg und dessen Folgen für den Gebäudekomplex. Der Bennoturm, das ergaben Ausgrabungen, war früher vier Mal so mächtig wie heute, mit einer Grundfläche von 240 m². Als man seine abschreckende Wirkung nicht mehr brauchte, wurde er offensichtlich zurückgebaut.

Die Ausgrabungen brachten auch einzigartigen goldenen Zierrat zutage, von dem man bis heute nicht weiß, was er einmal verschönert hat. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Iburger in Deutschalnd.

Wir besichtigen die evangelische und die katholische Kirche auf dem Schlossberg (Nachwirkungen des Westfälischen Friedens) und hören Geschichtliches und viele Geschichten. Unsere Schlossführerin verpackt alles sehr locker und humorvoll, so dass es zu keiner Zeit langweilig wird.

Plötzlich stehen wir im Verlies des Bennoturmes und wir sind froh, keine Straftaten auf dem Kerbholz zu haben. Ohne Licht, Heizung und sanitäre Einrichtungen mit mehreren Schicksalsgenossen auf engstem Raum eingesperrt zu sein, ist ein bedrückender Horrorgedanke.

Warum Herzen in die Zellentüren geschnitten wurden, blieb unklar.

Schnell drängt es uns wieder an das Tageslicht. Bei dieser Gelegenheit pudert eine Teilnehmerin ihre Kleidung mit dem jahrhundertalten Staub der Wände 🙂 . Draußen empfängt uns Sturmtief Sabine mit ungemütlichem Wind. Als der Osnabrücker Bürgermeister Wilhelm Peltzer im Jahre 1660 nach fast 10-jähriger Dunkelhaft hier entlassen wurde, soll er vom Tageslicht blind geworden sein, wird uns berichtet.

Wir sehen das Geburtszimmer von Sophie Charlotte, der späteren Gemahlin von Friedrich dem  Schiefen, der sich 1701 selbst zum König krönte. Interessant auch ein monströser Reiseschrank, der anstelle von Koffern früher mit auf Reisen ging. Alles sehr schwer.

Im großen Rittersaal mit seinen vergoldeten Schnitzereien und der perspektivisch gestalteten Decke beenden wir unsere Führung und bedanken uns für die fachlich interessanten Ausführungen. Zu Fuß geht es dann zum Gasthaus Fischer-Eymann. Dort wartet ein neuzeitliches mehrgängiges Essen auf unsere geschichtsbewusste Gruppe.

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