Hollager auf ungewöhnlicher Pilgerfahrt
jds WALLENHORST.
Wer in der heutigen Zeit etwas Besonderes erlebt, zögert nicht lange und schreibt darüber – oft sogar ein ganzes Buch. So weit ist Franz-Josef Landwehr nicht gegangen. Er zog es vor, persönlich zu berichten: von einer Reise, auf der er gemeinsam mit acht Begleitern allerdings ganz schön weit gegangen ist – genau genommen: gefahren.
Vorweg: Der Jakobsweg war nicht das Thema seines Wort- und Bildvortrages. Dennoch kamen zahlreiche Menschen ins Heimathaus Hollager Hof und begleiteten die neunköpfige Gruppe um Franz-Josef Landwehr auf deren Pilgerfahrt von Wallenhorst nach Jerusalem.
Begonnen, erzählte der Referent, hatte damals alles mit der Überzeugung des eigenen Gewissens, das, was den Faktor „Sicherheit“ anging, erhebliche Zweifel anmeldete. Ferner gab es Diskussionen mit Angehörigen und Freunden („Ihr spinnt doch!“). Auf die Strecke machten sich die neun Abenteurer trotzdem. Über Österreich führte Landwehr die Zuhörer auf seiner Route bis zur slowenisch-kroatischen Grenze. Dann weiter von Zagreb, nach Belgrad, ab in die Türkei und damit in die islamische Welt.
Bereits die siebte Landesgrenze passierte der Tross mit der Einfahrt nach Syrien. Hier machte die Gruppe erste Bekanntschaft mit einem der dort zahlenmäßig gut vertretenen Geheimdienste: Stolze 150 Euro kassierte dieser für wohlwollende Unterstützung am Grenzübergang. In der Hauptstadt Damaskus gelangte man zudem zu der Erkenntnis, dass „emsländisches Platt“ durchaus zur Kommunikation mit den Einheimischen genügt. Landwehr stellte in jener Stadt auch erstmals fest, dass Fotoaufnahmen zum sofortigen Arrest führen können. Er allerdings durfte sich nach kurzer Unterredung mit den Beamten wieder verabschieden. Jene Bilder machten den Hollagern nun deutlich, in welchem Elend die Menschen vor Ort leben müssen.
Wesentlich freundlicher wurden die Reisenden in Jordanien aufgenommen, um kurz darauf die Einreise nach Israel in Angriff zu nehmen. Beim Verhör an der Grenzschranke kam auch der mitgeführte zweite Pass zum Einsatz, denn einen syrischer Stempel in diesem Dokument wird in Israel nicht gern gesehen. War auch diese Situation gemeistert, ging es nach Jerusalem, wo die Reisenden nach 5000 Kilometern am elften Tag das Treiben zwischen arabischer und jüdischer Kultur genossen. Ein kurzer Blick noch auf Felsendom sowie Al-Aksa-Moschee, dann hieß es: „Zurück nach Hause.“ Jedoch keineswegs, ohne an den Orten des Wirkens Jesu vorbeigeschaut zu haben.
Nach insgesamt 12500 prägenden Kilometern erreichten alle Teilnehmer das Osnabrücker Land. Ein wenig traurig darüber, dass alles schnell vorbeiging. Irgendwie waren sie ja nur ganz kurz mal weg.
Quelle: NOZ März 2008